„Vorherbestimmung - Freier Wille “

Autor: Herr Pfarrer Dr. Schnabel

DIE ROLLEN: Anna und Michael

Sprecher 1: Anna, Gymnasiallehrerin, verheiratet mit Michael          
Sprecher 2: Michael, Pfarrer, verheiratet mit Anna

Kapitel/Szene
Szenenbeschreibung: Eine Autofahrt auf der Autobahn endet vorerst im Stau. Motor spring an, geht aus, anfahren, stehenbleiben. Radio im Hintergrund

Sprecher A (Anna ist genervt und misslaunig)

„Also, wie lange stehen wir jetzt schon im Stau...hm ?“

Sprecher B (Michael ist ruhig und relativ gelassen)

„(tiefes Durchatmen)...Eine Woche gefühlt? Nein, eineinhalb Stunden…“

A:
„ich hab irgendwie das Gefühl, es geht überhaupt nichts vorwärts. Gib mir mal das Wasser.“

M: (überrascht)
„Oh, die Flasche ist leer…, sorry.“

A: (genervt)
„Wie?  alles ausgetrunken?  „Na toll“

M( zerknirscht):
„Tschuldigung…“
A: schnauft ein, ausatmend, Seufzer, enttäuscht

Pause ,
(Man hört, wie zwischen den Radiosendern hin und her gewechselt wird, das Radio schließlich ausgemacht wird)

A: genervt:
„Wie kannst du denn eigentlich so ruhig bleiben? Wir sind doch auf dem Weg zu deinem Hochzeitsgottesdienst!“

M:
„Also,.... erstens ist es nicht meine Hochzeit. Wie Du weißt, halte ich diese Trauung, und ohne mich können sie nicht anfangen. Müssen sie halt‚ ’nen bisschen länger die Glocken läuten und ein paar mehr Lieder singen...., bis wir halt da sind.“

A:
„Und zweitens?“

M:
„Zweitens komme ich auch nicht schneller voran, wenn ich mich aufrege. Es ist eben so, wie es ist. Oder besser gesagt, wie es Gott schickt.“

A: (angriffslustig, aufgebracht)
„Du nun wieder, typisch, das ist doch total fatalistisch! Er da oben regelt mal wieder alles und Du bist raus!“ Grossartig!

M:
„Wenn du mit fatalistisch schicksalsergeben meinst, nein, das ist es nicht. Aber wenn du mit fatalistisch gottergeben meinst, dann stimmt dieser Begriff vielleicht… jedenfalls für mich.“

A: (provozierend)
„Das heißt doch im Klartext: Gott bestimmt alles im Voraus und du fügst dich sklavisch an das Ganze… so einfach ist das“..

M:
„Na..ja...,klingt das für dich denn so abwegig? Dass Gott alles steuert und nicht ich?“

A:
„Und wie macht er das? Ich habe einen Gehirnforscher im Radio gehört, der behauptet, es gäbe keinen freien Willen, weil wir alle über unser Gefühlshirn gesteuert würden. Unsere Entscheidungen seien da schon getroffen, bevor das rational ausgerichtete Großhirn zum Zuge kommt.“

M:
„Oder,... das ist viel besser, du wirst nicht emotional oder rational, sondern durch den Heiligen Geist gesteuert.“ 

A:
„Na klar, super,....der sitzt da oben  ... Ach, das ist doch total absurd. Ich bin doch keine Marionette, die sich hin und her schieben lässt und lasse das alles so mit mir geschehen. Also ich glaube, dass wir alle einen freien Willen haben. Und das heißt: Jeder Mensch kann entscheiden, was er will und was nicht.“

M:
„Hmmm, hast du dich dafür entschieden, dass wir jetzt im Stau stehen? Glaubst du wirklich, dass wir so was wie eine Entscheidungsfreiheit haben?“

A:
„Na..ja, vielleicht nicht in allen Punkten, so wie das mit dem Stau. Aber ich kann mich jetzt entscheiden zu hupen (drückt auf die Autohupe)… Und ich kann mich auch entscheiden, ob ich an Gott glauben will oder nicht. Durch meinen freien Willen. Weil Gott möchte, dass ich frei entscheiden kann und er, ja dieser Gott hat mir diese Freiheit gegeben.“

M:
„Na gut, angenommen, es wäre so – und klar, Du kannst das natürlich so sehen… wie erklärst du dir dann, dass das Wort „Freier Wille“ nirgends in der Bibel vorkommt?“

A:
„Vielleicht deshalb, weil es damals dieses Wort so noch nicht gab?“

M:
„Oh doch. Das griechische Wort dafür heißt ‚Autexusion‘ – und es war ein absolut zentrales Wort in der Philosophie damals. Aber warum hat keiner der neutestamentlichen Autoren darauf zurückgegriffen….....hmmmm? ... wenn es denn wirklich so wichtig ist, wie du behauptest?“

A:
„Naja, vielleicht hat sich einfach keiner getraut, vielleicht war das damals irgendwie zu rebellisch? Und es muss ja nicht immer alles in der Bibel stehen.... Eigentlich müsstest Du es ja wirklich besser wissen, Du bist ja der Theologe, … den ich übrigens aus „freien“ Stücken geheiratet habe.“ (Triumphierend lächeln)

M:
„Und wenn Gott uns beide füreinander bestimmt hat?“

A:
„Ach....du meinst, dass Gott schon vor unserer Geburt festgelegt hat, dass wir einmal verheiratet sein würden?
Hmm...weiss nicht.“

M:
„Und dass er vorherbestimmt hat, dass wir jetzt im Stau stehen.“ (beide kichern)

A:
„Genau. Und was ist nun mit der Vorherbestimmung? Ist davon in der Bibel die Rede,......Hmm?“ (NA?)

M: (enthusiastisch )
„In der gesamten Bibel wimmelt es nur so von Wörtern wie „bestimmen, vorherbestimmen oder festsetzen, Vorsatz, Ratschluss, was noch, ach ja, ....Vorherwissen oder vorauswissen, voraussehen, vorbereiten, erwählen,...(nachdenken)  Wahl, Erwählter“… Allerdings, der Begriff ‚Freier Wille‘ taucht erst viel später bei den Kirchenvätern auf!“

A:
„Aha. Schön, ...Und was soll mir das jetzt sagen?“

M:
„Ist doch klar, die Kirchenväter haben diesen Begriff aus der Philosophie übernommen. Vor allem bei Origenes von Alexandrien spielt der freie Wille eine zentrale Rolle. Und der war immerhin einer der größten Kirchenvater des Ostens. Ihm war der freie Wille sehr wichtig, weil wir nur durch ihn freiwillig Gutes tun, um uns damit unsere Erlösung zu verdienen. Zum Beispiel ging er davon aus, dass ein Mensch keine Verdienste haben kann, ohne diesen freien Willen. Später hat sich sogar der große Humanist Erasmus von Rotterdam dieser Sichtweise angeschlossen. Ist doch spannend, oder?“

A:
„OH Lala, ...Da siehst du mal, was ich für Kronzeugen für meine Sicht habe.“

M:
„Andererseits haben auch bedeutende Theologen die Vorherbestimmungslehre vertreten – und das geht immerhin von Augustinus bis Martin Luther.“

A:
„Und? Was heißt das jetzt schon wieder?“ (etwas gelangweilt)

M:
„Ja, wo siehst Du Dich denn? Bei Origenes und Erasmus, die den freien Willen hochgehalten haben - oder bei Augustinus und Luther, die die Vorherbestimmungslehre bevorzugt haben?“

A:
„Also...., ich bin ein, naja, selbstständig denkender Mensch und brauche eigentlich niemanden, auf den ich mich berufen kann. Der Mensch mit seinem freien Willen ist für mich das Maß aller Dinge! Deshalb unterrichte ich ja übrigens auch an einem humanistischen Gymnasium. So.“

M:
„Sag mal, ...warum liegt dir denn eigentlich so viel an deiner Unabhängigkeit?“

A:
„Nun....Weil ich glaube, dass freier Wille und Freiheit ganz eng zusammengehören. Und ich will kein unfreier und fremdbestimmter Mensch sein. Nee, will ich nicht, das bin ich  nicht.....Außerdem: Wir sind doch als Ebenbild Gottes geschaffen –oder?  und Gott ist frei. Deshalb will er doch in seiner Freiheit auch unsere Freiheit."

M:
„Genau das ist doch das Problem, Anna. Durch den Sündenfall ist eben vieles von dem, wie wir als Menschen sein sollen, verloren gegangen,…  …Eva greift zur Frucht weil sie es möchte , weil sie von Ihr angezogen wird... Die Frucht riecht wunderbar, verführerisch geradezu, usw… damit ist ihr Wille aber nicht wirklich frei, sondern unterliegt hier dem körperlichen Verlangen. Und dieser Zwiespalt begleitet von da an den Menschen. Wenn der Wille wirklich(betont) so frei wäre und das beste in Dir, für was hätte Jesus am Kreuz sterben sollen?
Luther unterscheidet z.B. zwischen einer relativen Freiheit in der Welt, also der Mensch hat Spielräume…die der Vernunft des Menschen unterliegen….die aber sind umgriffen von Gottes Willen und seiner Allmacht, die über allem steht und wirkt.

A:
„Und was ist mit Adam vor dem Sündenfall?“

M:
„Für Adam bestand die Freiheit seiner Ebenbildlichkeit mit Gott eben gerade darin, mit Gott ganz eng verbunden zu sein. Aber weil er die Wahl hat, nimmt er die Frucht..und entscheidet sich für das Wagnis, Gottes Gebot nicht einzuhalten. Aber ist das freier Wille oder nur eine freie Entscheidung?

A:
„Also, Adam hat die Wahl gehabt und hat seine Wahl getroffen. Und das genau kann ich auch,… mich für oder gegen Gott entscheiden.“

M:
„Ach,  ..Und Gott hat darauf überhaupt keinen Einfluss?“

A:

„Es war doch so, .....er hat Adam gehen lassen und er hat auch mir die Möglichkeit gegeben zu entscheiden, so wie bei Adam. Gott hat damals nicht eingegriffen und er tut es heute nicht. Ich glaube, dass Gott und Mensch nach wie vor zusammen wirken –... so wie bei der Bekehrung, ja genau. Es braucht hier sowohl das „Ja“ des Menschen als auch das „Ja“ Gottes. Seine Gnade macht mich bereit und lenkt mich in die richtige Richtung, seine Gnade bringt mich auf den richtigen Weg.... Aber sie erwartet auch meine Antwort, meine freiwillige Entscheidung für ihn.“

M:
„Ja und ohne die geht gar nichts?“

A:
„Genau, Richtig! So wichtig bin ich Gott, dass ich gemeinsam mit ihm bei meiner Bekehrung zusammenarbeiten darf!“

M:
„So so, zusammenarbeiten… Wenn Jesus vom Verhältnis des Menschen zu Gott spricht, dann redet er in seinen Gleichnissen von Herren und Sklaven oder von Vätern und Söhnen. Da geht’s nirgends um eine gleichwertige Partnerschaft mit Gott, wo beide zusammenarbeiten. Wenn es so wäre, wie du sagst, wärst du für Gott sogar Kunde!“

A:
„Wie meinst du das?“

M:
„Gott macht dem Sünder ein Angebot – und der reagiert als ‚Kunde König‘. Er kann zugreifen oder ablehnen. Und im blödesten Fall bleibt Gott, auch wenn er es anders will, auf seinem Gnadenangebot sitzen.“

A:
„Und ...Vielleicht macht ihm das gar nichts aus? Oder vielleicht muss Gott dieses Risiko eingehen, abgelehnt zu werden? Was meinst Du?“

M:
„Das Risiko wäre noch viel höher. Denn Gott weiß dann überhaupt nicht im Voraus, wer einmal bei ihm im Himmel sein wird. Am Ende wird er dann selbst überrascht sein, wer sich bei ihm in seinen himmlischen Heerscharen wiederfindet und wer nicht.“ (Grinsen)

A:
„Genau, weil es bei Gott nur Freiwillige gibt. Deshalb hat Jesus ja seine Jünger gefragt: ‚Wollt ihr auch weggehen? Da wird niemand gezwungen. Auch nicht in den Himmel. Von daher gibt es in der Ewigkeit nur zwei Arten von Leuten. Die einen, die zu Gott gesagt haben: Dein Wille geschehe; und die anderen, zu denen Gott sagen wird: Dein Wille geschehe. Himmel und Hölle wählen wir uns selber aus. Allerdings kann Gott voraussehen, deshalb weiß er, wer im Himmel sein wird.“

M:
„Aber wenn Gott das bloß voraussehen und nicht vorherbestimmen könnte – das wäre doch erbärmlich. Gott wäre wie eine Wahrsagerin, die in ihrer Glaskugel das Schreckliche kommen sieht, aber nicht eingreifen oder gegensteuern kann. Das geht gar nicht. Soll Gott also hilflos auf heraufziehendes Unheil starren?“

A:
„Hmmm… ... nein natürlich nicht, er kann viel mehr als voraussehen. Schau mal, es wäre doch vorstellbar, dass Gott seine Allmacht begrenzt, weil er uns die Freiheit lassen möchte. Also aus Liebe zu uns, weil das eben grade zu seinem Plan gehört, dass wir entscheiden können. Er in den Prozess auch ein indem er uns ein Angebot macht – aus Liebe, nicht als Anbieter. Aber er steuert uns nicht von Anfang bis Ende. Er weiss alles, greift aber nicht ein.“

M:
„Dann findet also seine Allmacht seine Grenze an unserem freien Willen? Und du machst alles selber und kannst dir dann im Himmel auf die Schultern klopfen, weil du gut alles richtig gemacht hast? Meinst Du das?“

A:
„Nein, natürlich nicht. Gott ist ja mit seiner Gnade, also mit seiner tiefen Zuneigung und seinem ganzen Wohlwollen zu uns Menschen, an dem Vorgang beteiligt. Aber ich kann mich durch meinen freien Willen auf seine Gnade vorbereiten – oder eben nicht!“

M:
„Ach – und wie sind dann in eurem Teamwork die Anteile? 50 – 50 für freien Willen und Gnade Gottes? 10 zu 90? Oder 1 zu 99?“

A:
„Hmmm und Du meinst sicher, dass 0% vom Menschen kommen, oder?“

M:
„Ja genau, weil 100 % Gott zukommen. Der Mensch kann sich da nichts zugutehalten, also wirklich.“ (empört)

A:
„Wie kommt es dann, dass Gott uns mit dem Himmel belohnt? Und je mehr ich Gutes getan habe, um so besser meine Stellung dort. Das kann doch nur der Lohn für unseren freien Willen sein, durch den wir freiwillig gut oder so oder so gehandelt haben. Ist es nicht so? Denn wozu wir gezwungen wurden, kann nicht belohnt werden.“

M:
„Sich etwas verdienen und belohnt werden sind keine Sache des freien Willens, sondern der Gnade, ....“

A:
„Also Du meinst seines Wohlwollen und seiner tiefe Liebe zu uns?“

M:
„…aber nicht als Ergänzung, sondern als Einziges. Gott schuldet keinem von uns eine himmlische Belohnung, Null, gar nichts. Es gibt keine Geschäftsbeziehung, die auf Gegenseitigkeit beruht. Was könnten wir ihm bringen, das ihm nicht schon gehört? Gott darf alles von uns erwarten, aber wir nichts von ihm! Denkst du, wenn du deine Pflicht getan hast, Gott sei dir wiederum zu einer Gegenleistung verpflichtet?“

A:
„.....Also, wenn ich ehrlich bin, bin ich bisher immer davon ausgegangen. Wenn ich bete, müsste er mich doch segnen. Wenn ich anderen helfe, müsste er auch mir helfen. Wenn ich mich gut verhalte, müsste mir auch Gutes widerfahren. Ich gebe allerdings zu, das klingt etwas naiv.“

M:
„Eben, weil sich das nicht mit dem deckt, was wir tagtäglich erleben. Das zwäng Gott in ein menschliches Schema. Aber zum Glück leitet Gott sein Verhalten gegenüber uns nicht von unserem Verhalten ihm gegenüber ab.“

A:
„ja, siehst Du und genau da schützt der freie Wille uns doch vor einer fatalistischen Einstellung. Wenn alles vorherbestimmt wäre, dann könnte ich ja wirklich nur hinsitzen und abwarten – weil ob mit mir oder ohne mich ja sowieso alles so abläuft, wie Gott es vorgesehen hat… ...“vorherbestimmt“ (betont) hat!“

M:
„Schon – aber damit würdest du das vergeuden, was Gott in jedem Menschen angelegt hat. Manchmal gehört das Warten dazu – aber manchmal eben auch Handeln. Wir müssen nicht die Welt retten – das tut Gott. Naja und manchmal können wir dabei an seiner Seite stehen.“

A:
„Ok. Das eine schließt das andere nicht aus, finde ich. Nehmen wir einmal an, dass Gott bestimmte Menschen erwählt. Was ist dann mit denen, die er nicht erwählt? Verwirft er die dann? Passt das zu dem Gott der Bibel?“

M:
„Ich meine, da gibt es dann tatsächlich nur zwei Möglichkeiten, die allerdings keine wirklichen Alternativen sind. Entweder sind alle erwählt, was zur Folge hätte, dass nicht nur Hitler  oder Stalin im Himmel wären, sondern sogar der Teufel oder es sind nur einige erwählt und die anderen würden per Zufall oder durch ihre Leistung das Heil erlangen. Aber das würde Gottes Heilsgeschichte und seine freie Gnade in Frage stellen. Das wäre absurd.“

A:
„Und wenn Gott einige zum Heil auswählt und die anderen übergeht, weil sie noch nicht bekehrt sind, es aber später tun könnten? Was ist dann? “

M:
„Dadurch würde Gottes freier Wille in Frage gestellt. Aber warum sollte er nur den freien Willen einiger weniger besiegen, aber an dem freien Willen vieler anderer scheitern, weil die hartnackig an ihrem „Freien Willen“ festhalten?...
Wie du es auch drehst und wendest: Gott ist Gott. Gerettet werden und verloren gehen hängen nicht an uns Menschen, sondern allein an Gottes Wollen, sein Wille steht über allem.“

A:
„So ist das also? Dann kann also kein Mensch dem Wollen Gottes ausweichen? Wen er mit seiner Gnade erwählen will, der hat keine Wahl? Na super.“

M:
„Ich finde schon, dass Gottes Gnade unwiderstehlich ist! Sie überwindet unsere Widerstände, unsere Gleichgültigkeit, ja sogar unseren Hass! Wir können die Gnade Gottes nicht zurückweisen! Selbst wenn wir es wollten…“

A:
„Boah - das ist dann aber Gnadenterror, nicht Gnadenakt!“

M:
„Wenn Gottes Gnade nicht unwiderstehlich wäre, dann wäre kein einziger Mensch aus der Gottesferne und der Gottlosigkeit in die Gottesnähe und das Gottesvertrauen gekommen. Als Jugendlicher wollte ich auch von Gott überhaupt nichts wissen und jetzt bin ich Pfarrer.“ (grinst triumpfierend, sprachlich)

A:
„Toll..., Du bist also erwählt. Wie schön für dich. Und wem diese unwiderstehliche Gnade nicht geschenkt wird?“

M:
„Der kann wollen wie er will, er wird nicht glauben können. Denn Glaube ist ein göttliches Geschenk, nicht menschliches Verdienst – von Anfang bis zum Ende. Und es gibt eben Menschen, die nichts von Gnade wissen wollen – da kannst du versuchen zu überzeugen, wie du willst. Nur Gott kann da wirken, was machen  – ....wenn er will.“

A:
„Aber Jesus sagt doch, dass er vor meiner Tür steht und anklopft. Und erst wenn ich aufmache, wird er hinein gehen. Er kommt doch nicht mit der Brechstange. Dazu braucht es immerhin meine Bereitschaft.“

M:
„Klar, Du musst die Tür selbst aufmachen. Aber das kannst du nur, wenn der Heilige Geist dich dafür bereitgemacht hat. Von dir aus würdest du es weder wollen noch tun. Deshalb sagt Jesus ja auch, dass kein Mensch zu ihm kommen kann, wenn er nicht durch den Vater dabei gelenkt würde.“

A:
„Aber woher weiß ich denn nun, dass ich von Gott erwählt bin, um an seinem Reich mitzubauen?“

M:
„Woher weißt du, dass du Kind deiner Eltern bist? Du hast diese Gewissheit tief in dir: Ich bin ihr Kind! Dafür brauchst du keine Urkunde, kein Seminar, du weißt es einfach in dir. Und wenn du Kind Gottes bist, dann hast du diese Glaubensgewissheit, weil es der Heilige Geist in dir sagt und er dich Gottes Liebe erkennen und erfahren lässt.“

A:
„Trotzdem muss ich nicht alles einfach nur hinnehmen, so wie jetzt dieser Stau. Wir sollten jetzt etwas unternehmen.“

M:
„Und was schlägst du vor?“

A:
„Der Standstreifen ist doch frei. Und es sind nur zwei Kilometer bis zu unserer Ausfahrt.“

M:
„Aber das ist verboten.“

A:
„Mag sein, aber das ist ein Notfall: Du bist Pfarrer und musst zu einer Hochzeit.“

M:
„Nein, ...Die anderen Autofahrer werden sich ganz schön aufregen über uns.“

A:
„Lass mich mal machen und fahr jetzt endlich auf den Standstreifen.“

M:
„Na gut…. (Pause – man hört eine kurze Weile die Fahrgeräusche) Siehst du, die ersten schauen schon richtig böse… (Man hört die Fensterkurbel) Was machst du denn da?“

A:
„Ich lasse das Fenster herunter und hänge deinen Talar während der Fahrt heraus… Siehst du, sie schauen schon viel verständnisvoller… Fahr weiter… Zum Glück hat mein freier Wille so entschieden, dass du rechtzeitig kommst.“

M:
„Gott sei Dank hat Gott vorherbestimmt, dass ich dank deiner Idee noch rechtzeitig komme.“
Zuletzt geändert: Montag, 22. November 2021, 17:55