Veröffentlicht am von bildungrocks

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Was ist eigentlich Web-Based-Training? Und was sind dann Online-Kurse? Und wozu brauche ich ein Lern-Management-System? Und was bringt es mir? 

Wissenschaftliche Studie zum Medieneinsatz im Unterricht: 

Im Physik Journal der Deutschen Physikalischen Gesellschaft Ausgabe 3 aus dem Jahr 2020 wird ab Seite 47 ein Studie beschrieben, die herausfinden wollte, ob der Einsatz von digitalen Medien im Unterricht eine Verbesserung des Lernens herbeiführt. Hierzu wurde eine Smartphone-App entwickelt, mit deren Hilfe man physikalische Versuche auswerten und Effekte darstellen kann. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Schüler durch den Einsatz von Technik nicht besser lernen als ohne technische Hilfsmittel. Aber – und das war eine wichtige Erkenntnis – sie hatten viel mehr Spaß beim Lernen, was wiederum die Langzeitwirkung des Lernens deutlich verbesserte. Daraus lässt sich schließen, dass der Einsatz von digitalen Medien nicht zwingend zu einem besseren Ergebnis führen muss, aber zu glücklicheren Teilnehmer*innen führt und somit zu einem bessern Lernen mit Langzeitwirkung. 

Was hat diese Studie nun mit Web-Based-Training zu tun? 

Im Web-Based-Training können genau diese Effekte genutzt werden. Wenn wir eine Lerneinheit mit einem Medium anreichern – wie zum Beispiel einem Video oder einem Post in sozialen Netzwerken oder einem 360° Video oder Augmeted-Realty über eine Mobiltelefon-App -, kann der Kurs interessanter und die Inhalte besser verarbeitet werden. Darum ist es immer wichtig darüber nachzudenken, wie man mit Hilfe von digitalen Inhalten den Kurs so bereichert, dass die Teilnehmer daran Spaß entwicklen und sich weiterbilden wollen. 

Was ist ein Online-Kurs? 

Ein Online-Kurs und ein Web-Based-Training beschreiben das gleiche. Es meint, eine normale Unterrichtsstunde, wie wir sie aus der Schule kennen, komplett zu virtualisieren und über ein Lernmanegmentsystem zur Verfügung zu stellen. Dabei können Tafelanschriebe, Arbeitsblätter, das Nachschlagen in einem Buch, Fragen und Antworten, ja sogar die heimlichen Zettel, die man seiner*m Nachbar*in zuschiebt, virtualisiert werden. Das nennt man dann Onlinekurs oder Web-Based-Training. 

Was ist ein Lernmanagementsystem? 

Um eine Unterrichtsstunde im Web zur Verfügung zu stellen, benötigt man ein Lernamangementsystem. Diese Plattform im Internet dient dazu, dass sich die Teilnehmenden hier anmelden und administrieren können. Sie können sich also die Kurse hier aus einem Katalog aussuchen, die sie besuchen wollen. Auch Bezahlvorgänge und Evaluationen können hier verwaltet werden. Wenn sich ein Teilnehmer an einem Kurs angemeldet hat, kann ihm innerhalb des Kurses einen Downloadbereich zugewiesen werden, in dem die Übungsblätter, Skripte oder sonstige Dateien für ihn hinterlegt sind. Ebenso gibt es für ihn ein WiKi, bei dem alle für ihn relevanten Themen bereits als Nachschlagewerk hinterlegt sind. Auch Linklisten können hier eingestellt werden, um als Recherchewerkzeug zu funktionieren. Und auch Foren und Chats können hier vorbereitet sein. Darüber hinaus können über diesen Kurs auch Lernspiele eingebunden werden oder der Zugang zu einem Live-Online-Training, zum Beispiel über das Cloudbasierte Meetingwerkzeug Zoom oder der Open-Source-Software BigBlueButton. Und schließlich können sogar Abschlusstests hinterlegt werden, um letztlich sogar ein Zertifikat zu erhalten. Alles was es in einer Schule gibt, kann hier in modifizierter Form digital wiedergegeben werden. 

Hier ein Video, wie so etwas in dem Lernmanagementwerkzeug Moodle aussehen kann: 

Und was bringt das? 

Diese Lernplattform kann natürlich auch für einen nicht-formalen Bildungszweck einsetzten. Beispielsweise können Zertifizierungskurse komplett virtuell abgebildet werden, wie zum Beispiel eine Hygieneschulung, bei der am Ende und bestandener Prüfung automatisiert ein Zertifikat ausgespuckt wird. 

Oder wenn ein Live-Online-Training zum Thema Familienleben während der Corona-Zeit angeboten wird, bei dem anschließend noch die Möglichkeit geboten werden soll, sich auszutauschen, dann kann hierzu ein Forum eröffnet werden. 

Oder wenn die Konfiarbeit durch Lernaufgaben erweitert werden soll, die die Konfirmanden für die Gruppenstunde vorbereiten sollen, dann können die entsprechenden Aufgabenblätter als Download zur Verfügung gestellt, Linklisten und WiKis vorbereitet und Videos für Lieder, die gesungen werden, eingestellt werden. Über einen Kalender wissen die Konfirmanden dann genau, was wann und an welchem Tag geschieht. 

Auch ist es denkbar, Gremeinarbeit so voranzubringen, indem man asynchron über Dateiablagen, Foren und Wikis den Teilnehmenden die Möglichkeit gibt, sich auf ihre Arbeit im Team vorzubereiten und immer auf dem gleichen Wissenstand zu sein. 

Auch ein Seminar lässt sich so gewinnbringend virtualisieren. Während man früher vielleicht einen Powerpointvortrag gehalten hat, und man heute Zuhörende einbindet, indem man Fragen ins Plenum stellt, so ist es mit der Flippet-Classroom-Methde einfach, das Seminar auf ein ganz neues Level zu heben. Die Teilnehmenden werden vor dem Seminar durch einen Online-Kurs gelotst, in welchem sie sich auf unterhaltsame Weise Wissen aneignen. Zum Beispiel können sich die Teilnehmenden zum Thema Islam vorab einen 360° Rundgang durch eine Moschee ansehen, ebenso ein Interview mit einem Geistlichen, oder sie recherchieren selbst aktuelle Nachrichten und stellen diese in einem Forum ein, um dann darüber zu diskutieren, womöglich ergänzt durch ein Lernskript, in dem alle relevanten Punkte noch einmal nachlesbar sind. Zum Seminar selbst kommen die Teilnehmenden dann bereits alle mit dem gleichen Wissenstand, auf dem ich als Wissenmoderator aufbauen, den Lernstoff erweitern, auf Fragen eingehen und das Wissen so vertiefen kann. Diese Methode eignet nachgewiesenermaßen sich besonders gut, um Wissen nachhaltig zu speichern, auch wenn sie mit viel Arbeit verbunden ist. Doch duch den Einsatz der digitalen Technik kann der Lernweg ja nicht nur einmal verwendet werden, sondern mehrmals für unterschiedliche Teilnehmende. 

Hier noch einmal ein Beispiel, wie Flippen-Classroom in einer Schule eingesetzt werden kann. Natürlich kann dies auch – in abgewandelter Form – für ein Seminar verwendet werden. Hier wird sehr viel über Videos gelöst, wobei man natürlich auch alle andern digitalen Lernmedien wie Podcast, Linklisten, WiKis, Padlets, Mindester-Folien etc. verwenden kann. 

Muss ich auf eine bestehendes Lernmanagmentsystem wie Moodle aufsetzten? 

Nein. Wie oben beschrieben, lernen die Menschen am besten, wenn sie sich für ein Thema begeistern können. Wenn ich weiß, die Teilnehmenden alle auf Facebook sind, dann kann ich diese Plattform als Lernmanagementsystem nutzten, indem ich hier eine geschlossene Gruppe bilde und entsprechendes Lernmaterial wie Posts, Videos, etc. einstelle. Wenn ich dagegen weiß, dass meine Gruppe eine eigene Homepage hat, wie zum Beispiel eine Vereinshomepage einer Jugendgruppe, kann ich auch über eine Homepage oder einen WordPressblog Lerninhalte so vorbereiten, dass die Teilnehmer*innen sich selbstständig fortbilden können. Jedoch sollte man immer im Auge behalten, dass eine zentrale Lernplattform wie Moodle viele Vorteile bringt: etwa Lernzielkontrollen, oder dass alle den gleichen Zugriff haben (nicht jeder hat zum Beispiel Facebook und wir können bei einem Kurs nicht verlangen Fecabook zu nutzten), Datenschutz kann gewährleistet werden. 

Corona treibt die Digitalisierung enorm voran. Wichtig ist es jedoch, sich einen Überblick über die Möglichkeiten zu verschaffen und sich zu überlegen, welche pädagogischen Konzepte für einen selbst und für die Zielgruppe am besten passt. Darüber hinaus muss man aber auch einfach mal etwas ausprobieren. Und wenn es jetzt noch Anregungen gibt, gerne in die Kommentarzeile schreiben und bei Fragen gerne über das Kontaktformular melden.


Zuletzt geändert: Freitag, 3. Juli 2020, 10:20